Diamanten aus Russland finden wieder diskret zu ihren Käufern - Capital.de

2022-11-03 15:39:10 By : Mr. da zheng

Die Panik, die die Diamantenbranche in diesem Jahr ergriffen hat, legt sich allmählich wieder. Dazu beigetragen hat der mit Sanktionen belegte russische Bergbaugigant Alrosa, der seine Exporte in aller Stille wieder auf Vorkriegsniveau erhöht hat.

Auf Alrosa entfällt etwa ein Drittel des weltweiten Rohdiamantenangebots. Die 80-Mrd.-Dollar-Branche war in Aufruhr geraten, als Schleifer, Polierer und Händler nach Wegen suchten, weiterhin Diamanten aus Russland zu kaufen, während ihre Banken die Zahlungen nicht finanzieren konnten oder wollten. Der plötzliche Mangel an Steinen ließ die Preise für Diamanten in die Höhe schnellen, insbesondere für die kleineren und billigeren Edelsteine, auf die sich Alrosa spezialisiert hat.

Nach monatelangem Stillstand aufgrund der US-Sanktionen verkauft Alrosa nun wieder Diamanten im Wert von über 250 Mio. Dollar pro Monat. Damit würden die Umsätze derzeit nur etwa 50 bis 100 Mio. Dollar pro Monat unter dem Vorkriegsniveau liegen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten. Die Verkäufe sind wieder angelaufen, da einige indische Banken sich mit der Abwicklung von Transaktionen in anderen Währungen als dem Dollar angefreundet hätten, sagten die Personen, die nicht namentlich genannt werden wollten.

Die meisten russischen Steine gehen an Hersteller in Indien, wo Hunderte von meist familiengeführten Unternehmen Rohdiamanten zu fertigen Produkten für Ohrringe und Verlobungsringe schleifen und polieren. Alrosa habe Diamanten an Abnehmer in Indien und Europa verkauft, meist im Tausch gegen Rupien, so die Personen.

Es gibt keine Hinweise darauf, dass bei den Verkäufen gegen Sanktionen oder Gesetze verstoßen wurde. Aber es gebe immer noch ein weit verbreitetes Unbehagen über die Konsequenzen des Handels mit russischen Waren, sagten die Personen. Die Geschäfte werden diskret abgewickelt – selbst nach den Maßstäben der bekanntlich verschwiegenen Diamantenbranche. Alrosa hat die Veröffentlichung von Informationen über seine Verkäufe oder finanziellen Ergebnisse eingestellt. Ein Sprecher von Alrosa lehnte eine Stellungnahme ab.

Die Rückkehr einer der weltweit wichtigsten Quellen für Edelsteine bedeutet eine Entlastung für die Produzenten und Händler, die auf diese Steine angewiesen sind. Allerdings zeigten die Rohdiamantenpreise bereits Anzeichen einer Abschwächung als Reaktion auf die sich verschlechternden Wirtschaftsaussichten, und das erhöhte Angebot trägt zu einer weiteren Schwächung bei.

Die wieder aufgenommenen Verkäufe zeigen, dass die Abnehmer russischer Produkte – von Öl und Gas bis hin zu Kohle und Aluminium – Wege gefunden haben, die Rohstoffversorgung trotz der Auswirkungen des Krieges aufrechtzuerhalten.

Für den Diamantenhandel besteht eine Reputationsgefahr. Wenn die Verbraucher russische Diamanten meiden wollen, könnten sie ganz auf den Kauf verzichten, da es aufgrund der Eigenart der Branche schwierig ist, die Herkunft und Lieferkette eines bestimmten Steins nachzuvollziehen. Millionen austauschbarer Edelsteine wandern zwischen Dutzenden von Händlern und Herstellern hin- und her, bevor sie schließlich im Schaufenster eines Juweliergeschäfts landen.

Einige Teile der Diamantenbranche haben darauf gedrängt, die russische Produktion auszugrenzen – die US-Juweliere Tiffany und Signet Jewelers erklärten, sie würden keine neuen in Russland geförderten Diamanten mehr kaufen. Einige Länder, darunter die USA, wollten die Edelsteine als „Konfliktdiamanten“ kennzeichnen, wie die New York Times berichtete.

Indische und belgische Käufer und Schmuckhändler mit wichtigen Märkten wie China und dem Nahen Osten sind jedoch nach wie vor sehr an russischen Diamanten interessiert. Siesuchten nach Lösungen, nachdem Banken nach Inkrafttreten der Sanktionen nicht mehr in der Lage oder bereit waren, Zahlungen abzuwickeln.

Alrosa wird faktisch vom Staat kontrolliert: 33 Prozent gehören der Russischen Föderation, weitere 25 Prozent befinden sich im Besitz lokaler Körperschaften. Das Unternehmen konkurriert weltweit mit der Anglo-American-Tochter De Beers. Beide Unternehmen produzieren jährlich etwa die gleiche Menge an Diamanten.

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