Meilensteine - Achau: Die „Republik Riedenhof“ - NÖN.at

2022-11-03 16:39:47 By : Mr. Gary Chen

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Der Erfolg der Firma und der Aufstieg der Familie Duschnitz sind darin begründet, dass sich Adolf Duschnitz von Anfang an auf die Produktion „technischer Filze“ spezialisiert hat. Diese wurden zu Umhüllung von Kesseln, Dichtungsfilzen, Polierscheiben weiterverarbeitet. Produziert wurde mit modernsten Textilverarbeitungsmaschinen aus den weltweit führenden Herstellerländern England und Deutschland.

Adolf Duschnitz, aus dem heutigen Presov in der Slowakei stammend, zog bald mit seiner Braut Pauline Langraf in eine vornehme Wohnung im Textilviertel im 1. Wiener Bezirk. Im April 1884 wurde Willibald Duschnitz geboren, der nach dem Tod seines Vaters 1909 den Betrieb übernahm. Willibald gelang es nicht nur, das Unternehmen durch die Herausforderungen der Zeit zu steuern, er avancierte auch zum Kunstsammler und Kunstkenner ersten Ranges.

1904 übersiedelte die Familie Duschnitz nach Döbling in eine Villa, die der Wiener Cottageverein errichtet. Willibald ließ diese mit den Gemälden und Kunstgegenständen ausstatten.

Auch die Produktion am Riedenhof wurde sukzessive ausgebaut, es entstanden Wohnungen für die Fabriksarbeiter, und ein eigenes Haus für die Meister. Die eigene und autonome Infrastruktur bis weit in das 20. Jahrhundert verlieh dem Ortsteil die Bezeichnung „Republik Riedenhof“.

Noch gut an das Gemischtwarengeschäft auf dem Fabriksgelände erinnert sich der an der Ortsgeschichte sehr interessierte Josef Blieberger, dessen Familie ehemals das Wirtshaus Blieberger in Achau führte. „Noch in den 1950er-Jahren war das Geschäft in Betrieb, wenn uns etwas ausgegangen ist im Wirtshaus, dann bin ich am Sonntag zum Geschäft am Riedenhof gelaufen und habe alles geholt.“ Er ist von der Geschichte des Riedenhofs fasziniert, auch deshalb, „weil jeder jemanden kannte, egal ob Mann oder Frau, der am Riedenhof gearbeitet hat“.

Als die Nationalsozialisten in Österreich die Macht übernahmen, handelte Willibald Duschnitz sofort. Er verkaufte sein Unternehmen am 6. April 1938 an seine treuen, nicht-jüdischen Mitarbeiter Walter Quecke und Maria Haselböck. Er schaffte es, Teile seiner Kunstschätze in Sicherheit zu bringen und floh im September 1938 in Richtung England, Südfrankreich und schließlich nach Brasilien.

Erst 1948 kehrte er nach Wien zurück. Seine Fabrik in Achau sowie deren Stadtbüros waren von den Bomben verschont geblieben. Getroffen wurde allerdings ein Arbeiterwohnhaus, eine Gedenktafel auf dem Gelände erinnert an die Verstorbenen.

Seine treuen Mitarbeiter baten Duschnitz, wieder das Unternehmen zu leiten, jedoch lag die Fabrik in der sowjetischen Besatzungszone. Duschnitz entschied sich, in Brasilien zu bleiben. Er starb 1976 ebendort, seine Firma wurde am 29. Jänner 1979 aus dem Handelsregister gestrichen. Nach 100 Jahren waren seine Produkte nicht mehr konkurrenzfähig, auch die Produktion kam teuer.

Heute ist das ehemalige Fabrikgelände im Besitz des Landestierheims Gut Riedenhof.

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