Regentropfen für Singapur

2022-11-03 16:40:26 By : Ms. Ella i

Der Langwaider Josef Glas hat Präzisionsteile für ein Kunstprojekt im Flughafen von Singapur gefertigt

Langwaid (PK) Millionen Fluggäste des Changi Airports in Singapur werden in Zukunft ein besonderes Kunstwerk bestaunen. Aus Hunderten metallener Regentropfen formen sich dort geometrische Figuren und andere Objekte – und die Hälfte dieser Tropfen hat Josef Glas aus Langwaid gefertigt.

Es war ein Auftrag der etwas anderen Art, den Josef Glas zu bewältigen hatte. Während er sonst mit der Herstellung von Präzisionsteilen für anspruchsvolle Abnehmer aus der Medizintechnik oder dem Getriebebau befasst ist, hatte er zur Abwechslung einmal Produkte herzustellen, die Teil eines Kunstwerks sind.

Dabei handelt es sich um mehr als 600 Tropfen aus Aluminium, die an millimeterdünnen Stahlseilen im Terminal 1 in 8,50 Meter Höhe von der Decke hängen und von denen jeder Einzelne von einem Servomotor auf und ab bewegt wird. Gesteuert von einer Computersoftware entstehen dreidimensionale Bilder von Wellenbewegungen, geometrischen Formen und anderen Objekten. Insgesamt überspannt die Installation eine Fläche von 75 Quadratmetern und hat eine Amplitude von 7,3 Metern. Der Flughafen in Singapur ist einer der größten Asiens. 2010 sind über 42 Millionen Fluggäste dort in oder aus einem Flugzeug gestiegen – ein großes Publikum ist also garantiert.

Die Tropfen in einer Größe von 73 Millimetern an der dicksten Stelle und einer Höhe von 150 Millimetern hat Josef Glas mit einer modernen, fünfachsigen CNC-Drehmaschine aus bleifreiem Aluminium gedreht. Die Gewichtsvorgabe von 170 Gramm pro Stück musste er wegen der Servomotoren präzise einhalten, was bedeutete, dass die Tropfen hohl sein mussten. Das wiederum erforderte ein Gewinde, um die zwei ausgehöhlten Hälften miteinander zu verschrauben und per Gewindesicherung verkleben zu können. Ein weiteres Innengewinde an der Spitze des Tropfens dient zur Aufnahme eines Gewindestiftes, an dem das Stahlseil zur Aufhängung befestigt wird.

„Ich habe tagelang nicht schlafen können“, sagt Josef Glas. So schwierig war die technische Realisierung. Das Schwierigste war, die Gewichtsvorgabe einzuhalten. „Ich habe lange getüftelt, um alles hinzukriegen.“ Fast eineinhalb Tonnen Aluminium waren als Rohmaterial erforderlich, am Ende wogen die fertigen Tropfen ganze 110 Kilogramm. „Da jede Hälfte eines Tropfens zweimal eingespannt werden musste, betrug die gesamte Produktionszeit gute vier Wochen“, erzählt Josef Glas. Jetzt ist Glas stolz. „An so einem Projekt arbeitet man ja nicht oft mit.“ Irgendwann will er seine Tropfen auch einmal in Bewegung sehen. „Aber wer weiß, wann ich mal nach Singapur komme.“

Beauftragt wurde Glas von der Firma MKT in Olching. „Wir haben einen Konstrukteur bei uns, der uns Herrn Glas empfohlen hat“, erklärt Werkstattleiter Helmut Raum. MKT ist Spezialist für kinetische Skulpturen und hat schon Kunstwerke im BMW-Museum und in der Zenrale der Deutschen Bank realisiert. Für das Konzept und die Entwicklung ist das Berliner Unternehmen Art + Com verantwortlich.

Nachdem Josef Glas seine Tropfen fertig hatte, waren allerdings noch weitere Arbeitsschritte notwendig, bis das Kunstwerk seine volle Pracht entfalten konnte. „Nachdem ich fertig war, habe ich die Tropfen zum Polierer nach München geschickt“, berichtet Glas. Von dort kamen die Tropfen zum Galvaniseur zum Verkupfern, dann zurück zum Polierer. Zu guter Letzt wurden die Werkstücke mit Zaponlack lackiert. „Damit sie nicht anlaufen“, erklärt Glas. „Kupfer wird sonst schwarz an der Luft.“ So ist jeder einzelne Tropfen schon ein kleines Kunstwerk an sich.